Bulli-Alarm! – Kult(ur) auf vier Rädern mit dem VW T2 Westfalia
Kaum ein Auto bringt so viele Menschen zum Lächeln wie der VW T2 – besonders, wenn er wie unser Exemplar von 1979 als strahlend orange-weißer Westfalia-Camper daherkommt. Der Oldtimer-Markt tobt, die Preise klettern, aber ist der Hype verdient oder doch nur noch Retro-Brille pur? Genau das wollte ich herausfinden – und bin mit dem Bus (und Besitzer Martin) in den Alltag gestartet. Perfekt für alle, die schon immer wissen wollten, ob das #Vanlife mit dem Bulli wirklich so entspannt und cool ist wie auf Instagram – und ob man für einen Einsteiger- oder Familiencamper hier sein Geld gut anlegt. Wohlfühlfaktor trifft auf Bastelei, Alltagseinschränkungen auf begeistertes Dauergrinsen – und ja, orange ist die freundlichste Farbe der Welt. Also: Wer Lust auf einen ehrlichen Bus-Check zwischen Vintage-Vibes, praktischen Campingdetails und ein paar charmanten Schwächen hat, ist hier genauso richtig wie alle Bulli-Nerds. Am Ende klären wir, ob Martin nach zehn Jahren noch glücklich ist – und ob der Bulli wirklich jeden erreicht.
Das hat uns bewegt – Retro-Charme, der in der Seele parkt
Hand aufs Herz: Im ersten Moment hat mich der T2 einfach begeistert. Dieses Auto ist kein Fortbewegungsmittel, sondern eine rollende Launequelle, komplett durchdesignt auf Sympathie – und das Funktionsprinzip „Jeder mag mich!“. Egal ob beim Kaffeetrinken auf dem Campingplatz oder Winken auf der Landstraße: Jeder schaut hin, jeder grinst. Und dabei ist der Bus herrlich unperfekt: Hier knutscht das Reserverad quasi mit der Stoßstange, dort ziert ein Lackläufer die auffällige Zweifarb-Lackierung. Aber gerade das macht es aus –kaum einem Auto verzeiht man so viel wie einem T2.
Praktisch? Oh ja – die Raumaufteilung ist tatsächlich ziemlich clever, auch wenn ein großer Teil für Technik und Motor im Heck draufgeht. Tisch ausklappen, Bett bauen, Dach lüften – alles in Sekunden gemacht. Der Innenausbau mit ganz viel Holz, Schrankfächern, Vorhängen in Erntedankoptik und eingepasstem Twingo-Schiebedach: Hier siegt pfiffige Improvisation über Designperfektion. Komfort ist auf Camp-Level solide – solange man keine Winterabenteuer oder moderne Klimaanlagen erwartet.
Fahrtechnisch? Nun, entspannter als erwartet! Mit 70 PS und genug Drehmoment lässt sich sogar die Großfamilie in den Ferien bewegen, ohne dass die Laune (oder der Motor) auf der Strecke bleibt. Der Soundtrack: Boxersound aus der Ferne, die Kinder (deutlich lauter) direkt im Nacken. Für mich fühlt sich der T2 nicht nur wie ein Stück Automobilgeschichte an, sondern wie ein guter Kumpel für jedes Alter. Am Ende bleibt das Gefühl: Einsteigen, losfahren, lächeln – genau das, was Camping ausmacht.
Exterieur – Kultige Knutschzone und fröhliche Farbwahl
Schon beim ersten Anblick zaubert der knallige T2 ein Grinsen ins Gesicht. Das Design: Knuffige, fast schon cartoonhafte Proportionen, klar umrissene Linien, das riesige VW-Logo als optische Ansage – und natürlich die knallige Zweifarblackierung in Orange-Weiß: typischer geht’s kaum. Die Westfalia-Umbauten machen aus dem „Brötchenbus“ eine kleine Reiselegende, inklusive markantem Hochdach und charmantem Reserverad auf der Front – vermutlich letzte Überlebenschance bei einem Frontalcrash, denn so kommt zumindest die Idee einer Knautschzone auf. Kleine Details wie die Schirmchen-Lampen, die Blinkerposition (hier oben = spätes T2b-Modell), und die Schiebetür runden das freundliche Retro-Paket ab. Ja, Roststellen finden sich mit Adleraugenblick, aber seien wir ehrlich: Wer makellose Perfektion sucht, ist hier ohnehin falsch.
Interieur – Platzwunder mit Wohnzimmer-Flair
Sobald man die Schiebetür öffnet, fühlt sich der T2 an wie ein eigenes Ferienhaus auf Rädern. Viel Holz, viel Karo, Vorhänge in sämtlichen Braunschattierungen und ein überraschend variables Raumkonzept – man merkt dem Westfalia-Ausbau die Liebe fürs Praktische an. Unterschiede zu modernen Campern sieht man sofort: Hier drängt sich Technik unter die Sitzflächen, oben gibt’s extrahohen Stauraum und überall Schränkchen für Campingkram.
Die Sitzposition ist klassisch – am Steuer sitzt man gefühlt mitten im Bus und hat einen Panoramablick durch die großen Fensterflächen bis zum Horizont. Die Frontscheibe (das legendäre „Bay Window“) sorgt für Licht und Übersicht – ein echtes Highlight des T2-Lebensgefühls. Auch die Sitzbezüge und braunen Türverkleidungen passen herrlich zusammen und schreien nach Nostalgie-Kombi, statt nach Hochglanz-Lifestyle. Kleine Schwächen wie geringere Isolierung und die nachträglich geflickten Sitzbezüge sieht man da gerne nach. Hier gilt: Herz schlägt Hightech.
Bedienung – Keep it simple, Bulli!
Moderne Knöpfchenschlachten? Nicht im T2! Die Bedienung orientiert sich am 1970er-Jahre-Motto „Weniger ist mehr“. Ein Kombi-Instrument, das seinen Namen fast nicht verdient, zeigt Sprit, Geschwindigkeit und Kilometer – Öltemperatur, Spannung und Drehzahl kommen als Zusatzanzeigen später dazu. Die Heizung? Besser im Sommer vergessen, da hilft auch das Gebläse wenig. Lüftungsdreiecke und Schiebefenster verhindern den Hitzetod, und eine Klimaanlage vermisst eh niemand (außer, es wird wirklich heiß). Alles zum Anfassen, Drehen, Klappen – selbsterklärend und unverfälscht. Klar, digital geht anders, aber dafür kann hier auch kein Touchscreen den Dienst verweigern.
Praktikabilität – Funktion über Finesse
Wer glaubt, ein knapp 4,5-Meter-Bus sei eng, wird überrascht: Der T2 ist das Raummirakel auf schmalem Fundament. Sitze lassen sich im Handumdrehen zu Betten umbauen, jeder Zentimeter Stauraum wurde genutzt – ob für Stühle, Gasgrill oder jede Menge Kinderkram! Der kleine Klapptisch lässt sich sogar vorn oder hinten einhängen. Die Küche? Kompakt, aber mit Spüle, Kühlschrank und Backofen alles, was das Camperherz begehrt. Schiebetür und tiefer Einstieg sind familienfreundlich, auch wenn Kinder wahrscheinlich öfter aus- und einsteigen als der Testfahrer zählen kann. Klar, Komfort und Sicherheit moderner Vans sucht man vergeblich, dafür gibt’s ein Maximum an Retro-Charme und minimalistischer Praktik.
Fahrverhalten – Entspannter geht’s kaum (außer bei Gegenwind)
Der T2 fährt sich, wie das Auto aussieht: gechillt. Die Lenkung ist ähnlich groß wie das Steuerrad auf der „MS Nostalgie“, und selbst ohne Servounterstützung angenehm direkt. Klar, beim Rangieren wünscht man sich manchmal Popeye-Arme, denn der Wendekreis ist Mittelmaß. Insgesamt aber fährt man locker – das Fahrwerk steckt kleine Unebenheiten weg und sorgt für überraschend guten Komfort, von uralter Blattfeder keine Spur. Die Geräuschkulisse? Eher familienfreundlich als motorsportlich: Die Kinder übertönen den 2-Liter-Boxer allemal. Ab Tempo 70 merkt man den Luftwiderstand und den nachdrücklichen Wunsch des Motors, nie freiwillig 127 km/h zu erreichen – warum auch, der Weg ist schließlich das Ziel.
Das Getriebe lässt sich kinderleicht schalten, der Motor ist solide und genügsam, sofern man ihn nicht ständig quält. Und wer schraubt, freut sich: Der Motor ist in 45 Minuten draußen, Teile gibt es noch wie Sand am Meer. Fahrdynamik? Vorhanden – solange man das entspannte Dahingleiten schätzt und keinen Sportwagen zum Frühstück verspeist. Selbst Wochenendreisen und Touren quer durch Europa verkraftet der Bulli – solange es nicht bergauf geht (und es nicht Winter ist, Stichwort Heizung). Einfach ein echtes Lifestyle-Mobil: Man fährt nicht, man cruist.
⚙️ Technische Daten
- Modell: VW T2 Westfalia Camper
- Baujahr: 1979
- Motor: 2,0 Liter Vierzylinder Boxermotor (Luftgekühlt)
- Getriebe: 4-Gang Schaltgetriebe
- Antrieb: Heckantrieb
- Leistung: 70 PS / 51 kW
- Drehmoment: 141 Nm
- Gewicht: ca. 1.650 kg (ausgebaut)
- Höchstgeschwindigkeit: 127 km/h
- 0–100 km/h: im Campingurlaub gut machbar
- Verbrauch (kombiniert): ca. 12 l/100km
- Preis (Basis/Testwagen): ca. 20.000€ (je nach Zustand)
🔝 Top 5 – Was richtig gut ist
- Stimmungskanone: Dieser Bus zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht.
- Praktischer Ausbau: Vom Klapptisch bis zum improvisierten Twingo-Dach – alles clever gelöst.
- Platzangebot: Für 4,5 Meter erstaunlich viel Raumgefühl.
- Herrliche Übersicht: Riesige Fensterflächen = Panoramablick deluxe.
- Schrauberfreundlich: Der Motor lässt sich in unter einer Stunde ausbauen – das nenne ich Nutzerfreundlichkeit!
🙈 Flop 5 – Was nicht so toll ist
- Rost: Alter Feind, neue Baustellen – Suche nach Roststellen inklusive.
- Winterpausenpflicht: Die Heizung ist mehr Festival-Gag als Ernstfall-Helfer.
- Wendigkeit: Ohne Servo und mit großzügigem Wendekreis sollte man Rangieren mögen.
- Lautstärke: Ab 100 km/h geht’s zur akustischen Familienfeier – die Kinder sind trotzdem lauter.
- Preisexplosion: Kult hat seinen Preis – selbst Bastelobjekte kosten mittlerweile ein kleines Vermögen.
Fazit & Score – Kult trifft Alltag – Der Bulli macht’s möglich!
Der VW T2 als Westfalia-Camper bleibt das Symbol für Freiheit, Spaß, gemeinsame Reisen und Nostalgie pur. Klar, Komfort und Technik entsprechen dem Baujahr, aber das Gefühl, mit diesem Wagen unterwegs zu sein, lässt sich nicht mit modernen Kastenwagen vergleichen. Er ist sicherer und alltagstauglicher als der T1, bietet aber noch genug „Oldschool“, um echtes Camper-Flair aufkommen zu lassen. Wer bereit ist, ein wenig zu schrauben, Rost zu akzeptieren und auf Winterabenteuer zu verzichten, erhält einen Begleiter, den man nie wieder loswerden will. Für Familien, Paare oder Alleinreisende, die Camping lieben und Retro genießen – klare Empfehlung. Volle Punktzahl für Herz und Seele.
Bewertung im Video: 63/100 Punkten
📹 Zum Video
Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/8qVRn5Z6OB4
Transparenz
Dieser Text basiert auf dem Video welches am 11.05.2025 zuerst veröffentlicht wurde








