Der moderne Opel GT ist ein Roadster und kein Opel mehr – Keinath GT/R
Der Opel GT ist für viele ein absoluter Traumwagen – und ich musste jetzt einen erleben, der noch viel weiter geht, als sich viele je hätten träumen lassen. Heute nehme ich euch mit in eine schräge Welt irgendwo zwischen Ferrari, Porsche, AMG und… ja, dem Opel Omega B. Zielgruppe: Alle, die schon immer dachten, dass sich ein Roadster nach 90er-Jahre-Art noch steigern lässt, und vor allem die, die suchen, was sie nie finden werden. Denn das hier ist nicht irgendein Opel, sondern ein Keinath GT/R von 1997 – ein Opel GT, aber radikal auf modern und oben ohne getrimmt.
Die Zutaten: maximal 17 Exemplare, ein Design, das mit italienischer Extravaganz flirtet, Porsche-Leder im Innenraum, Mercedes-AMG-Sound am Heck, Corvette-Leuchten und ein opulentes Farbkonzept, das schon von außen schreit: „Ich bin selten, schau mich an!“ Dieser Testbericht ist also keine schnöde Werbebroschüre, sondern eine Einladung auf den vielleicht exklusivsten, kuriosesten Beifahrersitz Deutschlands. Strapaziert eure Lachmuskeln, legt eure Vorurteile beiseite – der Keinath GT-R ist alles, nur nicht vernünftig. Aber vielleicht gerade deshalb ein ganz heißer Kandidat für die „Was zur Hölle, aber jetzt will ich doch eine Probefahrt“-Liste. Kommt mit und erfahrt, warum Enthusiasmus manchmal wichtiger ist als Perfektion – und warum ich am Schluss trotz schmunzelnder Kritik ein bisschen verliebt aussteige.
Das hat uns bewegt – Hommage, Handwerkskunst & ein Schuss Wahnsinn
Dieses Auto lässt dich nicht los. Du steigst ein – naja, sagen wir, du versuchst es, denn für größere Menschen ist schon das Einsteigen eine sportliche Herausforderung. Sofort bist du umgeben von Porsche-Leder, türkis so weit das Auge reicht und einer Materialkombination, die aus jedem Oldtimertreffen ein Quiz machen würde: „Zu welchem Auto gehören diese Rückleuchten?“ (Spoiler: Corvette!).
Mein Eindruck? Der Keinath GT-R ist weniger ein durchgeplantes Serienauto und mehr ein rollendes Liebhaberprojekt, das von Charme, Exotik und Mut lebt. Kaum ein Detail ist wie im Serienfahrzeug; dafür ist hier alles einen Tick extremer, individueller und auch ein bisschen zusammengewürfelt. Und ja, das darf man liebevoll so sagen. Während der Omega B unter seinem extravaganten Kleid als vertrauenswürdiger Technikspender für solide Abläufe sorgt, knallen Ferrari-Scheinwerfer und AMG-Endrohre dem Alltagsverständnis ordentlich eine vor den Latz.
Klar, da klappert auch mal was, die Sitzposition ist eher was für Mittelgroße, und die Bedienung erinnert stellenweise daran, wie man in den 90er Jahren Techniktrends nachgerüstet hat. Aber gerade das macht ihn aus: Hier treffen Hingabe und Tüftelei aufeinander – und man spürt es in jedem Kilometer. Wer nur nach Perfektion sucht, mag den Kopf schütteln. Wer aber Autos liebt, wird spätestens nach ein paar Kurven und dem Sound des V6 mit breitem Grinsen seine Tour etwas verlängern wollen. Dieses Auto ist der Gegenentwurf zum Einheitsbrei – ein fahrendes Unikat!
Exterieur – Extravaganz trifft Klassik
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, aber hier wird das Auge ganz schön auf Trab gehalten! Die Linien erinnern deutlich an den legendären Opel GT, sind dabei durch den breiten, tief liegenden Körper aber noch markanter und selbstbewusster geworden. Kein Klappscheinwerfer? Kein Problem: Dafür Ferrari-348-Leuchten vorne, die diesen Zwitter aus Retro und Exotik noch unterstreichen. Die ausgestellten Radläufe, die spitz zulaufenden Sicken und der massive Kühlergrill setzen unmissverständlich ein Statement.
17-Zoll-Felgen im „Telefonlook“ mit Keinath-Logo? Schick – und ein Hingucker auf jedem Parkplatz. Und dann, dieses Farbkonzept! Ob außen oder innen, alles in hypnotischem Türkis, das viele Eisdielenbesucher neidisch machen dürfte – und manche Passanten zur Sonnenbrille greifen lässt. Wer hier nicht gesehen wird, muss wohl nachts unterwegs sein. Der GT/R zeigt: Mut zur Farbe und Individualität lohnen sich, auch wenn’s mal „too much“ ist.
Interieur – Türkistraum und Lederwahnsinn
Das Interieur? Eine absolute Farbexplosion und ein Hingucker – vor allem, wenn man mutig genug ist. Alles, was irgendwie mit Leder bezogen werden kann, IST mit Leder bezogen. Porsche-Leder wohin das Auge fällt, und zwar nicht nur auf Sitzen oder Lenkrad, sondern auch über das komplette Armaturenbrett, selbst der Pralltopf ist beledert. Zwei verschiedene Türkistöne treffen sich mit Holz und Kunststoffteilen – ein Mix, der herrlich schräg, aber hochwertig ist.
Die Sitzposition? Eher Kategorie „Wer zuerst kommt, mahlt am bequemsten“. Große Fahrer (>1,80 m) fühlen sich schnell wie eingeklemmt zwischen Tür und Mittelkonsole, die Verstellmöglichkeiten sind limitiert. Kleine Design- und Platzkniffe zeigen, wo ein Traumauto in Kleinserie eben nicht alles testen konnte. Die Türverkleidungen mit Holzleisten und Plastikanmutung erinnern an den Omega B – ehrlich gesagt, gar nicht unsympathisch, aber Plastikliebhaber wird man so nicht. Und doch – irgendwie will man nie wieder aussteigen. Es sei denn, man muss, weil nach einer Stunde der linke Oberschenkel einschläft.
Bedienung – Omega trifft Bastelstube
Bedientechnisch ist der Keinath GT-R ein erfrischendes Déjà-vu für alle, die mit Opels der späten 90er groß geworden sind: Die Mittelkonsole, das Kombiinstrument? Quasi Original Omega – mit aufgesetzter Holzimitation und viel Mut zum Leder. Der Bordcomputer zeigt Klassiker wie Momentanverbrauch und Datum – und zwar genauso einfach und ehrlich wie eh und je.
Kritik gibt’s allerdings für ein paar Bastellösungen, etwa für die Belüftung der Ledersitze (wer weiß schon, ob da je Luft rauskommt, denn das Leder ist nicht perforiert) und für Blindknöpfe auf hochpreisigem Niveau – Klimaanlage? Fehlanzeige. Ein paar nachgerüstete Extras wie Tempomat oder CD-Wechsler zeigen, wie individuell jeder GT-R ausgestattet wurde, aber die Logik ist schnell kapiert. Klassiker zum Schmunzeln: Die elektrische Sitzverstellung am Mitteltunnel, weil einfach sonst nirgendwo Platz war. Praktisch oder einem Kopfschütteln würdig? Ansichtssache – aber mindestens originell!
Praktikabilität – Alltag? Mit Geduld und Kreativität
Alltagstauglich? Kommt drauf an. Mit offenem Heckdeckel und ausreichend Geduld kann der Kofferraum immerhin 195 bis 390 Liter schlucken, je nachdem, ob das originelle, schwergewichtige Faltdach verstaut ist oder nicht. Die Prozedur ist allerdings fast ein kleines Work-out: Klappe öffnen, Dachteile mechanisch umklappen, wieder zumachen – da lernt man Gelassenheit und Freude am Detail. Aber hey, Kofferraum im GT! Das Original konnte das nicht. Ablagen sind rar, ein Handschuhfach und ein paar Fächer müssen reichen; Kindernottransport? Eher nicht. Immerhin: Das Ersatzrad ist mit dabei, für ein bisschen Alltagssicherheit.
Viel wichtiger: Du wirst an keinem Supermarkt einen zweiten Keinath GT/R treffen. Und solltest du wirklich mal Getränkekisten oder Urlaubsgepäck transportieren müssen, ist das ein Event, das du vermutlich sowieso auf Social Media teilen willst. Kinderfreundlichkeit oder Langstreckenkomfort waren garantiert kein Entwicklungsziel. Aber als Liebhaberstück, Wochenendauto oder für besondere Anlässe? Perfekt verrückt.
Fahrverhalten – Emotion auf Rädern, mit Ecken & Kanten
Der große Moment: Schlüssel drehen – der 3-Liter-V6 erwacht zum Leben, der AMG-Endschalldämpfer röhrt, als wäre er für Größeres bestimmt. Kurzes Grinsen: Das klingt schon mal nach viel mehr PS, als auf dem Papier stehen. Der Omega B, der hier als technisches Rückgrat dienst, ist mit 211 PS und 270 Nm alles andere als lahm, vor allem bei knappen 1.385 kg Gewicht: Dank kürzerem Radstand und weniger Masse schiebt der Roadster beachtlich an.
Emotion? Ohne Ende! Du blickst über die lange, kantige Haube, spürst jede Bodenwelle – straff, aber nicht bretthart, und immer ehrlich in der Rückmeldung. In Kurven merkt man, das ist keine Großserienabstimmung, sondern Handarbeit. Wenig Radstand plus Heckantrieb ergibt bei Traktionskontroll-Aus-Modus eine kleine Lotterie – aber für Sportfahrer mehr Spaß als Risiko. Das Schalten, Bremsen und Lenken fühlt sich ganz nach Omega an – also solide, aber eben nicht supersportlich. Die Lenkung vermittelt nicht die letzte Präzision, aber dafür immer noch genug Rückmeldung.
Die Schwächen liegen klar im Detail: Sitzposition oft suboptimal, der Tacho wird meist vom Lenkrad verdeckt, und die Spiegel zittern mehr als nach dem fünften Espresso. Aber ehrlich: Die Klangkulisse, der Punch ab 4.000 Touren und das exklusive Fahrgefühl wiegen das locker auf. Und mal im Ernst: Wer hier nach Perfektion sucht, verfehlt das Ziel. Wer Fahrspaß, Exotik und einen Hauch Verrücktheit mag, ist im Keinath GT/R goldrichtig.
⚙️ Technische Daten
- Modell: Keinath GT-R
- Baujahr: 1997
- Motor: 3,0-Liter V6 (X30XE)
- Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
- Antrieb: Heckantrieb
- Leistung: 211 PS
- Drehmoment: 270 Nm
- Gewicht: 1.085 kg
- Höchstgeschwindigkeit: 235–245 km/h (je nach Quelle)
- 0–100 km/h: ca. 7–7,5 sec
- Verbrauch (kombiniert): Echt jetzt? 8-18 Liter, je nach Motivation
- Preis (Basis/Testwagen): Urspr. ca. 150.000 DM (bzw. 138.000 CHF), aktuell ca. 40.000 € (Schätzpreis als Youngtimer)
🔝 Top 5 – Was richtig gut ist
- Der einzige Opel, der Ferrari-Scheinwerfer, AMG-Klang und Porsche-Leder vereint.
- So selten, dass selbst Oldtimertreffen zu Bestandsaufnahmen werden.
- V6-Sound, der Sportwagenfahrer die Ohren spitzen lässt.
- Wenn Farben Mut verlangen: Türkis im Vollmodus, außen wie innen.
- Alltag mit Yoga-Faktor: Dachmechanik und Kofferraum öffnen sind eigenes Event.
🙈 Flop 5 – Was nicht so toll ist
- Sitzposition erinnert eher an Sardinenbüchse als an Sportsitz – ab 1,80 m wird’s sportlich eng.
- Blindknöpfe und fehlende Klimaanlage im 150.000-DM-Kleinserienwagen? Mutig, aber nicht cool!
- Mitfahrende Kinder und Getränkekisten? Mit extrem viel Fantasie.
- Bedienlogik: Manche Knöpfchen, besonders für Sitzlüftung, bleiben ein ewiges Rätsel.
- Verarbeitung teils Handarbeit – Türen, Spiegel und GFK-Qualität sind eher rustikal als hochwertig.
Fazit & Score – Liebenswerte Legende für Mutige
Was bleibt? Der Keinath GT/R ist das exakte Gegenteil von Massenware. Er ist extrovertiert, wild und irgendwie liebenswert ruppig. Perfekt? Keinesfalls. Emotional und besonders? Absolut. Wer sich an kleinen Macken und täglichen Überraschungen nicht stört, sondern das Konzept „Unikat auf Rädern“ feiert, ist hier richtig – Insidespaß und sehr viele neugierige Blicke inklusive. Das Auto gewinnt nicht, weil es alles besser macht, sondern weil es so anders, so mutig und so ehrlich ist. Für Perfektionisten ist das nichts. Für Liebhaber, Schrauber und Typen mit Spaß an Seltenem: ein Must-have – wenn man, irgendwo, eines der maximal 17 Fahrzeuge überhaupt findet.
Bewertung im Video: 61
📹 Zum Video
Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/2LuvYwJZhPI
Transparenz
Dieser Text basiert auf dem Video welches am 27.07.2025 zuerst veröffentlicht wurde








