Ein Meisterwerk mit Zwölf Töpfen – Der Audi A8 D2 W12 im Check

Wer glaubt, Oberklasse sei langweilig, hat wohl noch nie im Fond eines Audi A8 D2 W12 gesessen. Oder vorne. Oder überhaupt IRGENDWO in diesem Auto. Willkommen in der Welt, in der nicht nur der Chauffeur, sondern auch das Faxgerät seinen eigenen Ehrenplatz bekommt. Wenn ihr also schon immer einmal wissen wolltet, wie sich ein Auto fährt, das sich exklusiver anfühlt als so mancher Privatjet und dabei noch so zurückhaltend auftritt, dass der Nachbar es vielleicht gerade noch für einen netten alten A8 hält – dann seid ihr hier richtig.

Mich hat dieser 2002er A8 D2 W12 ehrlich gesagt einfach gepackt. Selten erlebt man so ein Gesamtkunstwerk, in dem wirklich alles, aber auch wirklich alles, angekreuzt wurde, was Audi damals ins Zubehörregal geworfen hat. Dieses Auto verkörpert mehr als Status: Es ist ein rollendes Statement für Understatement, für Ingenieurskunst, für „Einmal alles und bitte die größte Ausführung“. Optisch dezent, innen tatsächlich opulent, und in jeder Hinsicht etwas für Genießer. Klar, die Zielgruppe hieß damals Oligarch, Vorstand oder einfach jemand, der mit Stil und einer leichten Prise Exzentrik durch den Alltag gleiten will.

Ob das im Alltag Spaß macht, was dieses Technikwunder kostet – und warum dieses Automobil auch nach 20 Jahren kaum etwas von seinem Charme eingebüßt hat, erfahrt ihr jetzt. Spoiler: Nicht jeder Bankerwagen wird so heiß geliebt wie dieser.


Das hat uns bewegt – Zwölf Zylinder für das Volk (naja, fast)

Ein Audi A8 D2 W12 ist kein Auto, das man einfach nur „fährt“. Das ist schon eine Veranstaltung. Die Mischung aus dezentem Auftritt („Ach, ist das auch ein alter Audi?“) und technischer Gigantomanie („Du hast einen W-Zwölf?“) ist einmalig. Ein A8 aus der Zeit ist an sich schon rar, aber diesen Aufwand ans Interieur hat tatsächlich nur jemand betrieben, dessen Auto eigentlich auch als Privatloge für den Opernabend herhalten könnte.

Das Alltagsgefühl ist Domäne dieses Autos: Leise, souverän, schiebt immer an – das ist keine Rakete, sondern ein Kreuzfahrtschiff für die Autobahn. Die 20-Zöller tun optisch was her, kosten aber auf Kopfsteinpflaster ein wenig Komfort. Und auch sonst merkt man in jeder Sekunde, dass hier alles für den entspannten Transport gemacht wurde, und weniger für Querdynamik-Junkies. Wer immer noch meint, ein S8 sei das Nonplusultra – bitte probiert doch mal den W12-Luxusdampfer aus!

Im Alltag, wenn man mal ehrlich ist, wird das Auto nie so stark gefordert, wie es technisch könnte. Aber ganz ehrlich: Es reicht auch zu wissen, dass es „könnte“. Richtig kurios – und auch das ist Luxus – ist aber, wie viel Freude kleine Details bereiten: Der Alcantara-Himmel, das Faxgerät, die elektrisch verstellbare Fondsitz-Memory. Klar, der Spritverbrauch ist keine Überraschung (um die 15 Liter sind Minimum), aber die Kombination aus Eleganz, Understatement und Technik macht den Wagen auch 20 Jahre später noch zu einem Erlebnis im Alltagsverkehr.


Exterieur – Zurückhaltend mit Standesdünkel

Schwarz wie die Nacht, 20-Zoll-Felgen, dezente Chromdetails und sonst? Understatement pur! Der Audi A8 D2 W12 ist von außen so zurückhaltend, wie ein 12-Zylinder eben zurückhaltend sein kann: Von weitem businesslike, erst auf den zweiten Blick entlarven Details wie das W12-Logo am Heck die wahre Klasse. Die Silhouette: elegant, die Linienführung aus den 90ern klassisch aber nicht altbacken. Besonders charmant der Aluminiumrahmen an den Fenstern – einfach zeitlos.

Richtige Hingucker sind die tiefvioletten Scheiben hinten, die Exklusivität atmen und das Reflektieren perfekt machen. Zwei Antennen auf dem Dach? Ja klar, immerhin will man auch beim Fahren seine Geschäfte managen können und auch GPS-Empfang haben. Und wenn es ganz luxuriös sein soll, dann glänzt im Kofferraum auch das vollwertige 20-Zoll-Ersatzrad – falls der Chauffeur mal eben für standesgemäßes weiterkommen sorgen soll. Kurz: Wer dezente Eleganz sucht, bekommt hier den ultimativen Dresscode für Vorstände und Oligarchen.


Interieur – Cognac, Kokos & ein bisschen Overdressed

Tür auf, Staunen! Hier ist alles mit Leder bezogen, und zwar nicht nur irgendwo – sondern wirklich ALLES. Cognac trifft Kokos, dazu ein Alcantara-Himmel in Kokos – hungrig bleibt hier nur das Auge. Die Sitze sind so soft, dass man am liebsten gar nicht mehr aussteigen möchte. Die Kopfkissen im Fond erinnern an Business Class und die elektrisch einstellbaren Rücksitze tun das Übrige.

Das Highlight? Die Spielwiese aus individuellen Bedieneinheiten, Klapptischen, exklusiven Becherhaltern und versteckten Fächern. Wer erstmal den Holztisch im Fond rausgefahren und mit dem original Audi-Whiskyglas angestoßen hat, weiß: Hier ist wirklich alles dabei. Die Verarbeitung? Da greift man auf echtes Massiv-Aluminium, feinste Hölzer und exklusive Lederqualitäten zurück. Vor allem bei der Mittelarmlehne bemerkt man: Hier wollte jemand nicht nur was nachbauen, sondern tatsächlich Luxus neu definieren. Ein bisschen „too much“? Vielleicht, aber genau dafür liebt man ihn!


Bedienung – Analoger Luxus mit digitalem Flair

Wer dachte, Knöpfe und Schalter wären ausgestorben, bekommt im A8 D2 W12 Nachhilfe in ergonomischer Haptik. Tasten, Schalter, Drehregler – hier findet das Herz jedes Oldschool-Fans seine Homebase. Besonders witzig: Die vollständige Fernbedienungszentrale auch für den Fond! Das Navi? Klar, aus heutiger Sicht eine Zeitreise in die frühen 2000er und so träge wie ein Fax im Tunnel. Aber alles, was man wirklich im Alltag braucht, ist logisch angeordnet und hochwertig verarbeitet.

Großes Kino: Die Bedienelemente sind bis ins Detail durchgestylt und farblich angepasst. Sogar die Telefonanlage mit Freisprechanlage für den Fond kann einiges – für heutige Digital Natives zwar eher als Gag, damals aber echtes Hightech. Kritik? Der Start in die Bedienlogik erfordert Geduld, das System ist weit entfernt von „plug and play“. Aber wenn man einmal drin ist, macht es einfach Spaß, die Technik zu erobern.


Praktikabilität – Luxus mit einer Prise Alltag

Praktisch? Kommt auf die Ansprüche an! Der Kofferraum bietet viel Volumen (525 Liter), das aber durch den – zugegeben, ziemlich stilvollen – Kühlschrank reduziert wird. Wer ein Familienauto sucht, braucht eventuell Nachsicht: Kinderfreundliche Funktionen sind überschaubar, die Sitze klappen nicht wirklich und zum IKEA-Erlebnis passt er nicht.

Und natürlich – Ablagen gibt’s, aber stets mit Stil und Leder ummantelt. Praktisch, wenn auch nicht unbedingt für die Großfamilie.


Fahrverhalten – Sanfte Gewalt & souveränes Gleiten

Jetzt mal ehrlich: Wer einen 12-Zylinder wählt, will weder Kurven räubern noch seine Freunde mit Launch-Start beeindrucken. Die wahre Stärke des A8 D2 W12 liegt im souveränen Dahingleiten. Die 420 PS schieben angenehm an, das Gewicht ist zumindest dank Space Frame-Alu-Konstruktion nicht ganz so drückend wie bei der Konkurrenz aus der Zeit – auch wenn die zwölf Zylinder komplett vor der Vorderachse aufmarschieren.

Was das bedeutet? Souveränität pur, leise und gelassen. Die Automatik: 5-stufig, komfortorientiert, bügelt den Alltag weich – auch wenn sie Performance-Puristen Leistung klaut. Im Alltag macht das Auto nichts lieber, als bei 1.500 Umdrehungen entspannt zu rollen. Kurze Querfugen mag er weniger, lange Wellen steckt er glänzend weg. Klar, auf 20-Zöllern spürt man Kopfsteinpflaster deutlicher, aber die Sitze machen das wieder wett.

Kurven? Tja, die gibt es, aber die umkurvt der Wagen mehr als dass er sie er-fährt. Wer einen S8 sucht, weil er sportlich fahren will, der sollte auch den S8 nehmen. Wer stattdessen wissen will, wie es sich anfühlt, mit absoluter Gelassenheit über die Straßen zu cruisen, der ist hier genau richtig. Und selbst heute ist der Geräuschkomfort beeindruckend – hier kann man noch echte Stille genießen. Bremsen, Gas, alles fühlt sich solide und butterweich an. Einfach ein souveränes Erlebnis, das Luxus auf die Straße bringt!


⚙️ Technische Daten

  • Modell: Audi A8 D2 6.0 W12 quattro
  • Baujahr: 2002 (Erstzulassung 2003)
  • Motor: 6,0 Liter W12 Saugmotor
  • Getriebe: 5-Stufen-Automatik
  • Antrieb: Allrad (quattro)
  • Leistung: 420 PS
  • Drehmoment: 550 Nm
  • Gewicht: ca. 1.950 kg (Leergewicht, je nach Ausstattung leicht darüber)
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (elektronisch abgeregelt)
  • 0–100 km/h: ca. 5,6 Sekunden
  • Verbrauch (kombiniert): 14,7 l/100 km (Werksangabe), real gerne auch mehr
  • Preis (Basis/Testwagen): Neupreis ca. 200.000DM

🔝 Top 5 – Was richtig gut ist

  1. Understatement ohne Langeweile – außen dezent, innen Oligarchenklasse!
  2. Funktionierender Luxus: Faxgerät, Kühlschrank und edle Gläser!
  3. Fahrkomfort und Laufruhe, wie sie nur 12 Zylinder servieren können.
  4. Ein Materialmix, der selbst in der Oper nicht deplatziert wirkt.
  5. Suchtgefahr: Das Anfahren fühlt sich jedes Mal nach Chefetage an.

🙈 Flop 5 – Was nicht so toll ist

  1. Der Durst – 15 Liter sind die Mindestanforderung.
  2. Ersatzteile & Wartung: Wenn was kaputt ist, wird’s richtig teuer und aufwendig.
  3. Die Bedienung: Nicht für Freunde der Touchscreen-Revolution geeignet.
  4. Kofferraumvolumen? Kühlschrank vs. Transportbedarf – Kühlschrank gewinnt.
  5. Wiederverkauf: Für Liebhaber, aber Liebhaber sind selten – Geduld gefragt!

Fazit & Score – Souveränität zum Schnäppchenpreis?

Der Audi A8 D2 W12 ist das Auto für Individualisten, Genießer und Understatement-Narren mit einem Herz für ehemals unbezahlbaren Luxus. Für einen überschaubaren Preis bekommt man heute ein Stück Oberklasse, das in Sachen Souveränität, Handwerkskunst und Ausstattung auch heute viele moderne Fahrzeuge blass aussehen lässt. Klar – alltagstauglich ist er nur, wenn man den Durst, die Wartungskosten und die opulente Länge zu schätzen weiß.

Für Kenner und Liebhaber von Technik und Geschichte – und für alle, die sich gespannt anschauen wollen, wie ein Auto wirkt, das heimlich immer die Chefrolle einnimmt: Fahrfreude gibt’s ab dem ersten Meter. Keine Wertanlage, aber eine Herzensangelegenheit.

Bewertung im Video: 70 Punkte


📹 Zum Video

Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/J2dgefUQ1oQ

Transparenz

Dieser Text basiert auf dem Video welches am 13.06.2020 zuerst veröffentlicht wurde