BYD SEALION 7 – Chinas Performance-SUV im Alltagstest
Herzlich willkommen in der Welt von BYD – oder wie ich es ab jetzt nenne: die große „Kann China das wirklich besser?“-Frage. Wer aktuell auf der Suche nach einem neuen E-Auto ist, stolpert zwangsläufig über drei Buchstaben: BYD. Doch was taugt der SEALION 7 wirklich, wenn der deutsche Dienstwagenfahrer, der Preisfuchs oder der Technik-Enthusiast hinterm Steuer sitzt? Ich habe mich nicht nur hinter das Lenkrad, sondern auch gefühlt in den Konfigurator und zu den Menü-Tiefen des Infotainments begeben. Erwartet habe ich quasi das Tesla Model X zum Dacia-Preis, gelandet bin ich irgendwo zwischen Wow, Huch und „Was hast du da schon wieder gedrückt?“.
Dieses Review richtet sich also an alle, die nicht nur wissen wollen, ob der Chinese besser aussieht wie der deutsche Kollege, sondern auch, ob das Bedienkonzept aus den Lehren der europäischen Premium-Marken gelernt hat – oder halt nicht. Und, ganz ehrlich, auch alle, die sich immer fragen, wo der Haken bei den China-Angeboten eigentlich versteckt ist, bekommen heute Futter. Das Ziel: Am Ende dieses Berichts kannst du (vielleicht besser als ich) beantworten, ob BYD wirklich unsere Auto-Welt revolutioniert, oder ob es nur wieder ein „ziemlich gutes Angebot mit kleinem Denkfehler“ geworden ist.
Das hat uns bewegt – Revolution? Ja, aber…
Wie fühlt man ihn nun, diesen BYD SEALION 7? „Fühlen“ trifft es ganz gut, denn rein sachlich ist das Paket aus dickem Akku, viel Power und natürlich dem Preisvergleich beeindruckend. Doch auf der Gefühlsebene – und da bin ich ehrlich – ist der Funke an vielen Stellen nicht so ganz übergesprungen. Klar: Der SEALION 7 ist ein Statement. 530 PS im Performance-SUV, ordentlich Platz und ein Materialmix im Innenraum, der sich sehen lassen kann. Du sitzt erhaben, blickst durch ein Panorama-Glasdach und lauschst einem großen Soundsystem – alles fein, alles wertig, alles irgendwie „Over the Top“ für den Preis.
Doch dann gibt es diese kleinen Eigenheiten: Menüs, die mich fühlen lassen wie in einem Escape-Room, Warnmeldungen, die nervöser sind als meine Schwiegermutter auf der Rückbank und einen Verbrauch, der nach deutschen Maßstäben einfach zu hoch ist. Das Gefühl? Eher „beeindruckt, aber nicht berührt“. Während ein VW ID.7 mich mit Effizienz und Bedienfreundlichkeit überzeugt, will der BYD, dass ich erstmal eine Woche mit ihm durch die Menüs turne, bevor wir wirklich Freunde werden.
Letztlich bleibt: Für Technikfans, die viel Gegenwert fürs Geld suchen und Standard nicht mehr sehen können, macht der BYD eine Menge richtig. Wer allerdings einfach einsteigen und losfahren will – ohne ständig vorm Menübaum zu stehen – sollte einen langen Atem und Lust auf Neues mitbringen. Ich kann es nicht zu 100 % fühlen, aber ich kann respektieren, was BYD hier auf die Räder gestellt hat.
Exterieur – OceanX trifft Europa-Design
Von vorne ein OceanX-Look, von der Seite eine Prise VW und am Heck die Lightbar, die jeder Hersteller gerade feiert – der SEALION 7 will irgendwie alles und bleibt dabei recht neutral. Wer nach optischen Aufregern sucht, wird enttäuscht: Das Design löst bei mir weder einen Designpreis-Jubel noch Faszination aus. Vielmehr bedient BYD viele Designtrends der Zeit und versucht, modern und wertig auszusehen.
Besonders auffällig: Die satten 20-Zoll-Felgen in der Excellence-Variante, rote Bremssättel für das Performance-Feeling und versenkte Türgriffe, die im Alltag einen auf High-Tech machen – solange man die NFC-Karte auch findet. Das Polarweiß hat eine edle Note, erinnert fast ans Mercedes Designo Bright White. Warte, du willst Farben? Blau ist Serie, den Rest gibt’s gegen Aufpreis. Viel Individualisierung gibt’s hier nicht.
Hinten dann typische Coupé-SUV-Proportionen und ein Diffusor, der ziemlich weit absteht – Vorsicht vor blauen Flecken. Die Lichtsignatur ist modern, der BYD-Schriftzug prangt selbstbewusst am Heck und alles fühlt sich hochwertiger an, als man für diesen Kurs denkt. Wer mit dem Auto auf dem Parkplatz steht, muss sich jedenfalls nicht vor europäischen Nachbarn verstecken.
Interieur – Materialien zum Verlieben, Bedienung zum Verzweifeln
Schon beim Einsteigen fällt auf: BYD meint es ernst mit dem Qualitätsanspruch. Leder (natürlich vegan), sanfte Kunststoffe, be(kunst)lederte Airbag-Kappe und überall gepolsterte Flächen. Da kann man nur den Hut ziehen. Vom Türöffner über Armaturenbrett bis zur Mittelkonsole – hier gibt’s fast keinen Hartplastik zu finden. Isofix am Beifahrersitz, Ambientebeleuchtung und ein Soundsystem, das auch im nächsten Techno-Club mithalten könnte.
Die Sitze bieten bequemen Seitenhalt, die Position ist angenehm – nur wer gerne tief sitzt, findet die unterste Stufe vielleicht nicht tief genug. Im Fond ist Platz in Hülle und Fülle, selbst groß gewachsene Mitfahrer werden nicht meckern. Das Panoramaglasdach bringt Licht ins Dunkel, hinterlässt aber im Hochsommer schnell Sonnenstich-Gefühle – immerhin gibt’s ein Rollo.
Der Materialeindruck liegt locker auf europäischem Niveau – aber ein bisschen zu viel Schwarz-Hochglanz für meinen Geschmack. Doch überraschend: Die Liebe zum Detail ist da, auch in Ablagen und Zierleisten – für das Geld wirklich stark.
Bedienung – Wenn der Chinese durchdreht
15,6 Zoll in der Mitte, digitales Cockpit davor – das klingt nach digitalem Schlaraffenland. Und ja, das Display lässt sich rotieren, Navigation hoch oder quer, je nach Sonnenstand oder Fahrtrichtung. Apple CarPlay funktioniert, allerdings nicht im Hochformat. Das klingt alles nett, wäre da nicht die Menüführung, die einen schon mal zur Weißglut treibt.
Alles fühlt sich nach einem Klick zu viel an: Fahrerüberwachung aus? Speedlimit-Warner off? Bitte erstmal durch Menüs tanzen! Die Übersetzungen schwanken zwischen lustig und rätselhaft („Karosseriefarbe schalten“), das Scrollen ist eine Glückssache, Schnellzugriffe gibt’s – aber nie da, wo ich sie brauchen würde. Und das Display sieht zwar hochauflösend schick aus, der Rand ist aber so dominant, dass ich am liebsten eine Plane drüber werfen würde.
Kurz: Für Digital-Natives mit Geduld ein Spielplatz, für Analog-Umsteiger ein Rätsel. Wer das einmal alles eingestellt hat, kommt aber klar – wahrscheinlich.
Praktikabilität – Großzügig beim Menschen, pingelig beim Gepäck
BYD sieht sich als Familienfreund, der SEALION 7 ist ein Raumwunder für Mitfahrer, aber ein „einseitiger Fitness-Trainer“ beim Einladen: 520 Liter Kofferraum klingen topp – fühlen sich aber kleiner an, weil die Kofferraumabdeckung viel Volumen verschenkt. Sitzbank umgelegt? Dann passen 1.789 Liter rein, ideal für IKEA-Sammler oder lange Urlaube.
Hinten gibt’s Schnell-Zugriffs-Isofix, Sitzheizung und clever aufgeteilte Ablagen – die Kinder werden sich freuen (und die Sitze ruinieren…). Auch das Glasdach lässt sich per Display stufenlos verdunkeln – super für lichtempfindliche Mitfahrer. Im Innenraum gibt’s viele große Fächer, induktive Ladestation und USB-Slots, selbst unter der Haube versteckt sich noch ein kleiner Frunk (den ich erstmal suchen musste).
Kleiner Witz am Rande: Manche Praktikabilitäts-Features, wie die Frunk-Öffnung, sind so versteckt, dass selbst ein erfahrener Tester an seine Google-Grenzen stößt. Im Alltag aber ein insgesamt brauchbares Konzept, wenn man weiß, wo man suchen muss.
Fahrverhalten – Souveränität mit schwerem Rucksack
2,4 Tonnen Lebendgewicht mit 530 PS: Das schreit nach Performance – aber nur auf dem Papier. Die Beschleunigung überzeugt, klar. 0-100 in 4,5 Sekunden, souveränes Vorankommen und schneller Zwischensprint, das steht dem SEALION 7 gut. Das Problem: Nach dem Sprint kommt die Kurve – und das hohe Gewicht erinnert dich schlagartig daran, dass Physik kein Menüpunkt ist, den man mal schnell deaktivieren kann.
Das Fahrwerk ist auf der härteren Seite abgestimmt. Wer deutscher Komfort-Gleiter erwartet, wird überrascht: Hier rappelt‘s im Karton, auf schlechten Straßen deutlicher als nötig. Der Fahrspaß? Kommt mehr vom souveränen Durchzug und weniger vom „Kurven räubern“. Die Bremsen sind zwar groß und gelocht, aber mit fast 2,5 Tonnen Lebendgewicht ist der Bremsweg beunruhigend lang – bitte vorausschauend fahren!
Was BYD dagegen richtig gut kann: Leise bleiben. Auch bei hohem Tempo ist der Innenraum angenehm ruhig, große Landstraßen machen Spaß, solange du keine Effizienzrekorde brechen willst – denn der Verbrauch ist ein echter Achillesferse: Im Alltag braucht der SEALION 7 gut 30 % mehr Strom als etwa ein VW ID.7. Auf der Autobahn bei 130 km/h schnellt der Verbrauch auf über 30 kWh/100 km – von Langstrecke braucht man dann gar nicht träumen.
Lenkung und Fahrprogramme: Präzise, aber gefühlsarm. Du wählst zwischen Eco, Normal, Schnee und Sport, aber so richtig emotional wird’s nicht. Unterm Strich: Ein angenehmer, kräftiger Cruiser mit zu viel Gewicht und zu wenig Feinschliff fürs souveräne Fahren in Deutschland.
⚙️ Technische Daten
- Modell: BYD SEALION 7
- Baujahr: 2024
- Motor: E-Motor (530 PS/390 kW in der Excellence-Variante)
- Getriebe: Automatik
- Antrieb: Allrad
- Leistung: 530 PS / 390 kW
- Drehmoment: 690 Nm
- Gewicht: 2435 kg (leer, Excellence)
- Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h (abgeregelt)
- 0–100 km/h: 4,5 Sekunden
- Verbrauch (kombiniert): 21,9 kWh/100 km (Test: 26-32 kWh/100 km im echten Alltag)
- Preis (Basis/Testwagen): ab 47.090 €, Testwagen ca. 60.090 €
🔝 Top 5 – Was richtig gut ist
- Materialmix innen: Vegan, gepolstert – fühlt sich nach Oberklasse an!
- Soundsystem von DynAudio – Party für die Ohren.
- Drehbares Display: Hoch- oder Querformat per Knopfdruck.
- Viel Platz für Mensch und Mitfahrer, echtes Lounge-Feeling hinten.
- Kamera- und Parksystem: Hochauflösend und modern – bei deutschen Herstellern bitte abgucken!
🙈 Flop 5 – Was nicht so toll ist
- Menüführung: Navigieren wie ein Escape-Room-Game – ohne Timer.
- Übervorsichtige Fahrerüberwachung nervt mehr als die Diskussion über eine Verbrennerverbot
- Verbrauch: Frisst Strom wie ein hungriger Panda Bambus.
- Frunk-Öffnung und manche Funktionen versteckt wie ein Osterei.
- Federung zu hart für deutschen Alltag – der Rücken sagt danke, aber nein danke.
Fazit & Score – Starke Ansage, aber kein Gamechanger
Der BYD SEALION 7 ist vieles: Beeindruckend im Material, modern in der Technik, überraschend bei Preis-Leistung – und trotzdem kein emotionaler Überflieger. Wer einfach viel E-Auto fürs Geld will und Lust auf ein wenig Entdeckergeist am Touchscreen hat, wird hier glücklich. Komfort-Fans und Effizienzweltmeister schauen besser zum deutschen Wettbewerber.
Mich persönlich hat er trotz seiner Exzellenz-Ausstattung nicht komplett gekriegt – vielleicht, weil ich mir bei einem „Performance-SUV“ weniger Schwergewichtscoup und mehr alltagstaugliche Intelligenz wünsche. Der hohe Verbrauch und die manchmal chaotische Bedienlogik trüben den Superdeal etwas. Trotzdem: Für Early Adopter, Technik-Liebhaber und Sparfüchse ein ernsthafter Kandidat. Für alle anderen: Mal anschauen, aber nicht blind verlieben!
Bewertung im Video: 67 von 100 Punkten
📹 Zum Video
Hier geht’s zum Video: https://youtu.be/LcSNPmiXgRs
Transparenz
Dieser Text basiert auf dem Video welches am 10.04.2025 zuerst veröffentlicht wurde